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Beistellpflanzen im Portrait

Pinguicula sp.

Fettkraut

Die Gattung Fettkraut (botanisch = Pinguicula) ist über die ganze Nordhalbkugel der Erde verteilt; in Afrika ist die Verbreitung dabei auf den äußersten Nordwesten beschränkt. Vor allem sind die Pflanzen aber in Mittel- und Südamerika zu finden, wo die Vorkommen weit über den Äquator hinweg bis nach Feuerland ausstrahlen. Überhaupt nicht vertreten ist diese Gattung nur in Australien und Neuseeland.

Das Ursprungsgebiet der Pinguicula ist ziemlich sicher das heutige Mittelamerika: rund 50 Prozent der rund achtzig Arten finden sich allein in Mexiko, in Europa finden sich zwölf Arten, in Nordamerika zehn. Von Mexiko aus haben sich die Vorläufer der heutigen Fettkräuter vermutlich auf das heutige Europa verbreitet, bevor der frühere Superkontinent Pangaea auseinanderbrach und die beiden riesigen Landmassen Laurasia und Gondwana auseinander drifteten.

Weit mehr als die Hälfte aller Arten hat sehr beschränkte Verbreitungsgebiete. Die beiden am weitesten verbreiteten Arten, nämlich das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) und das Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina), sind auch im deutschsprachigen Raum heimisch. Als Alpenpflanze findet sich zudem in Österreich und der Schweiz noch das Dünnspornige Fettkraut (Pinguicula leptoceras) und in der Schweiz das Großblütige Fettkraut (Pinguicula grandiflora).

Das Fettkraut gehört - neben der Venusfliegenfalle (Dionea muscipula), dem Sonnentau (Drosera spec.) usw. - zu den Karnivoren (= Fleischfressenden Pflanzen).

Alle Arten bevorzugen feuchte bis sehr nasse Böden, wobei auch Trockenzeiten gut überstanden werden. Selbst auf ausgesprochen alkalischen Böden sind einige Pinguicula-Arten zu finden. Weitere Extremstandorte sind überhängende, nasse Felsen und austrocknende Sandflächen. Eine im kubanischen Regenwald neu entdeckte Art klammert sich mit Saugnäpfen an kahle Äste (Pinguicula linincola).

Die Insekten fangenden Blätter werden hauptsächlich während des Sommers gebildet. In dieser Jahreszeit erscheinen auch die auffälligen, veilchenartigen Blüten. Viele Arten bilden im Herbst kompakte Winterrosetten, deren Blätter nicht klebrig sind. Beim Fettkraut sind gestielte, schleimige Klebdrüsen und sitzende Verdauungsdrüsen zu finden. Die Beute - meist kleine Fliegen - stimuliert die Klebdrüsen zu weiterer Absonderung von Schleim und regt die Verdauungsdrüsen zur Tätigkeit an. Dabei kann das Blatt den Vorgang aktiv unterstützen, indem es sich von den Rändern her einrollt. Der Verdauungssaft wirkt Bakterien tötend, zu große Beutetiere verwesen aber doch und gefährden das Blatt. Das Beutespektrum umfasst kleinste Insekten, allerdings können die Pflanzen auch effizient Pollen verwerten, der auf ihre relativ große Blattoberfläche geweht wird.

Interessanterweise lassen sich diese außergewöhnlichen Fleischfressenden Pflanzen auch sehr gut in Beistellschalen kultivieren. In einer relativ kleinen Schale entwickelte sich in meinem Bonsaigarten innerhalb eines Jahres aus einer einzigen Rosette einer ganzer Schopf aus Pinguicula-Rosetten, die im Frühsommer und noch einmal im Herbst blühten. Als Substrat wurde eine Mischung aus Weißtorf, Akadama, Kanuma und Quarzsand verwendet. Für das Fettkraut kann sowohl ein halbschattiger als auch ein sonniger Standort gewählt werden, wobei sich das Blatt in der Sonne sehr schön verfärbt. In Bezug auf die Pflege (Wässern, Düngen) sind die Pinguicula sehr anspruchslos, blühen unheimlich hübsch und begeistern den Pflanzenfreund u. Akzentpflanzenliebhaber durch die am Blatt klebenden kleinen Insekten, die von der Pflanzen "gefangen" werden.

Zwar konnte ich (noch) nicht alle Fettkraut-Arten in der Beistellschale testen, aber die Kultur von Pinguicula X „Sethos“ verlief überraschend zufriedenstellend und das Pflänzchen bereitete mir & Gästen meines Bonsaigartens das ganze Jahr über viel Freude.
 

Pinguicula „Sethos“ (eine wirklich hübsche Hybride aus Mexiko, die jedoch nicht winterhart ist)

Dieser Artikel erschien in der BONSAI ART 113