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Beistellpflanzen im Portrait

Selaginella sp.

Moosfarne

Gehören sie nun zu den Moosen oder doch eher zu den Farnen? Obgleich einige Arten moosartig wachsen, andere hingegen gleichen eher kleinen Farnen, sind die Moosfarne botanisch zwischen den Moosen und den Farnen angesiedelt. Sie sind eine sehr alte Pflanzengruppe und stellen Überreste verschollener Pflanzen aus früheren Epochen unserer Erde dar. 

Die Gattung Selaginella umfasst rund 500 Arten und ist zirkumpolar verbreitet, wobei die meisten in den Tropen beheimatet sind. Wahrscheinlich existieren wesentlich mehr Arten, die jedoch noch nicht bestimmt sind oder deren Artzugehörigkeit ungeklärt ist. Die meisten der Moosfarne sind überhaupt nicht in gärtnerischer Kultur, weil sie lediglich von botanischem Interesse sind. Einige wenige dekorative Arten werden als Terrarienpflanzen gepflegt oder kommen in Tropenhäusern in Verbindung mit Farnen und Orchideen als willkommene Begleitpflanzen zum Einsatz. Neuerdings kultivieren einige Spezialgärtnereien eine Handvoll winterharter Arten, die als Liebhaberpflanzen unter Alpinengärtnern und Farnspezialisten gesucht sind. Besonders begehrt aber sind einige Selaginella-Arten unter den Bonsaianern als Beistellpflanzen in flachen Keramikschalen.

Selaginella douglasii in einer Beistellschale von Dan Barton

Die winterharten Moosfarne stammen aus den gemäßigten und arktischen Zonen Europas, Nord- und Ostasiens, sowie aus Nordamerika. Sie wachsen terrestrisch, aber auch auf Felsen und zwischen Moosen und teilweise epiphytisch. Einige Arten kommen in Hochgebirgen und unwirtlichen Tundren vor, wo sie sogar ungeschützt in der Sonne gedeihen. Ja selbst in Halbwüsten wachsen Moosfarne, so die allseits bekannte, allerdings unechte “Rose von Jericho“ (Selaginella lepidophylla), die durch ihr kugeliges Zusammenrollen der Blattrosetten einen natürlichen Verdunstungsschutz besitzt.

Die bekannteste winterharte Art ist die in den Bergen des atlantischen Westeuropas und den Zentralalpen vorkommende Schweizer Moosfarn (Selaginella helvetica). Dieser wächst in der Natur an tief schattigen bis halbschattigen, feuchten Stellen, meist auf Silikatuntergrund. Im nordwärts gerichteten Steingarten ist er ein problemloser Pflegling, der überall willig gedeiht und mit der Zeit dichte Polster bildet. Man sollte nur auf ein kühles Kleinklima achten, dann kann eigentlich nichts schief gehen. In trockenen Sommern oder schneelosen Wintern kann es gelegentlich vorkommen, dass er partiell abstirbt, was aber wieder ausgeglichen wird. Hübsch sind auch die fertilen Wedel, die sich über das Polster nach oben drehen.

Selaginella helvetica

Eine weitere, sehr ähnliche Art ist S. kraussiana, welche sich wie S. helvetica mattenförmig ausbreitet. Mit ihrer frischgrünen Polsterfarbe ist diese Art nicht überall völlig winterhart, da sie aus dem atlantischen Gebiet der Azoren stammt. Gerade ihre hübschen Varianten sind schutzbedürftig, wobei eine leichte Reisigabdeckung genügt. Man kann aber auch im Herbst eine „Sicherungskopie“ anfertigen, in dem man einfach einen Teil des Polsters eintopft. Dies gilt besonders für Selaginella kraussiana ‘Aurea‘ und S. kraussiana var. brownii. Erstere hat eine leuchtend quittegelbe Farbe, die besonders vor dunkelgrünen Farnen sehr gut zur Geltung kommt. Die Varietät ‘Brownii‘ erinnert mit ihren gedrehten Wedelchen eher an eine Miniaturausgabe einer krausen Petersilie. Sie übersteht im Freien normalerweise nur milde Winter, ist aber außerhalb der Gartenverwendung eine begehrenswerte Bonsai-Beistellpflanze für flache Schalen.

Selaginella kraussiana var. brownii

Völlig winterhart und unproblematisch ist hingegen Selaginella densa aus Nordamerika und die ganz ähnliche S. sibirica aus Nordostasien. Beide bilden dichte, dunkelgrüne, bärlappartige Matten, wobei die Triebe dem bekannten Tännchenmoos aus unseren Wäldern nicht unähnlich sehen. S. sibirica ist etwas mehr behaart, die Triebe richten sich im Gegensatz zu S. densa  mehr nach oben.

Selaginella sibirica

Eine winterharte Besonderheit ist Selaginella involvens aus Nordkorea und China. Von den Wedel und der Wuchsform eher an einen Pelz- oder Wimperfarn erinnernd wächst diese äußerst hübsche Art nur sehr langsam in die Breite und überzieht mit ihren Rhizomen kleinere Flächen. Dies kann allerdings einige Zeit dauern!  Bonsailiebhaber sind entzückt über diese Art, die flache Schalen dicht zuwachsen lässt. In der Heimat gedeiht S. involvens auch in der vollen Sonne, bei uns ist ein beschatteter Teil unter Rhododendron oder auf der Rückseite eines Alpinums der richtige Standort.

Die Gattung Selaginella bietet uns eine Überraschung nach der anderen! So bekam ich von einem Gartenfreund aus Frankreich S. uliginosa. Er wusste über die Herkunft nur wenig, ich nahm den Topf mit nach Hause. Das wirklich Besondere an den jungen, stark verästelten und flachen Trieben ist ihre höchst eigenartige, grünspanähnliche Färbung. Man benötigt Platz, da mit der Zeit die Polster recht ausladend werden.

An einen niedlichen Puppenstubenbärlapp erinnert Selaginella arctica aus der Tundra. Diese Art möchte einen wohl behüteten, beschatteten Platz im Silikatsteingarten. Die winzigen, drahtigen Triebe bilden mit der Zeit kleine Matten, gedeiht in der Regel langsam und ist daher nur was für geduldige Gärtner! Leider rangieren unter verschiedenen Namen ein und dieselbe Art. Sehr ähnlich ist auch S. shakafonensis, lediglich der lockere Wuchs und seine längeren, fertilen Wedel verraten, dass es sich um eine eigenständige Art handeln muss.

Selaginella arctica

Kupferrot verfärben sich die Wedelchen von Selaginella sanguinolenta im Herbst. Besonders im nordseitigen,  intensiv gepflegten Steingarten bildet dieser chinesische Moosfarn lockere Matten, deren Triebe öfters eingekürzt werden sollten.

Selaginella sanguinolenta

Selaginella moellendorfii aus den Bergen Vietnams und den südchinesischen Provinzen ist neben dem Schweizer Moosfarn wahrscheinlich die am meisten kultivierte Art. Die breiten Wedelchen werden zwischen 10 und 20 cm hoch, die Pflanzen besitzen einen geschlossenen, horstigen Wuchs.

Selaginella moellendorfii

Moosfarne sind keine spektakulären Pflanzen, sondern gehören eher zu den stillen und verborgenen Schönheiten. Sie sind reine Sammlerobjekte und ergänzen sich durch ihr mannigfaltiges Aussehen.

Viele dieser Arten eigenen sich sehr gut für die Kultur in Beistellschalen. – Als Substrat kann eine Mischung aus Weißtorf, etwas Quarzsand und Akadama gut verwendet werden. Gewässert wird regelmäßig (gut durch lässiges Substrat verhindert Staunässe!); gedüngt wird mäßig bis kaum und organisch.

Alle diese Selaginella-Moosfarne sind Liebhaberstauden, die neue und interessante Akzente in den Bonsaigarten bringen, jedoch leider in nur wenigen Sortimenten von Staudengärtnereien zu finden sind. Sarastro-Stauden in Ort im Innkreis (Oberösterreich) - www.sarastro-stauden.com - bietet einige Arten bzw. Sorten in sehr geringen Stückzahlen an.

Die Vielfalt dieser eigentümlichen Pflanzen wird jeden Akzentpflanzenfreund begeistern!

Dieser Artikel erschien im Bonsaimagazin des Bonsai Club Deutschland (BCD). - Die Informationen zu den einzelnen Selaginella-Arten stammen vom Staudengärtner Christian Kress.