Europas ältester Alpengarten und die Bonsai-Sammlung im Schlossgarten BELVEDERE in Wien

 
 

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Schloss Belvedere

Der Park des von J. L. von Hildebrandt (1721-1723) errichteten barocken Sommerpalais „Belvedere“ des Prinzen Eugen von Savoyen beherbergt Europas ältesten Alpengarten.

Die Gründung des Alpengartens geht auf Erzherzog Johann (Bruder des damaligen Kaiser Franz I.) zurück. Ab 1803 wurden die vom Erzherzog und seinen Brüdern Rainer und Anton gesammelten Gebirgspflanzen auf dem Glorietteberg im Park von Schloss Schönbrunn ausgepflanzt.

Unabhängig davon bekam der Botaniker Host 1793 von Kaiser Franz I. den Auftrag, im Belvedere-Park eine Sammlung von allen, im Gebiet des ehemaligen Kaiserreiches vorkommenden, natürlich wachsenden Pflanzen anzulegen. Dies war der Anfang der „Flora Austriaca“, besser bekannt unter Host´scher Garten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann intensiv mit der Alpenpflanzenkultur begonnen und im Jahre 1865 die Schönbrunner Sammlung in das Belvedere verlegt und z.T. mit der „Flora Austriaca“ kombiniert.

Zu dieser Zeit gab es neben den Alpinum-Sammlungen im Belvedere und Schönbrunn in Wien nur die in Lilienfeld, Zöschen bei Merseburg und München.

Dort, wo der heutige Alpengarten liegt, begann man unter der Leitung von Hofgärtner Maly mit der Anlage von Felsengruppen und um 1870 wurden zahlreiche Exkursionen unternommen, um den Pflanzenbestand zu erweitern. Nach Rückschlägen bzw. Dezimierungen des Pflanzenbestandes aus verschiedenen Gründen erfolgte nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1949 die Wiedereröffnung des Alpengartens.  

Seit dieser Zeit hat der Garten jeweils zwischen April und August seine Pforten geöffnet und begeistert jedes Jahr tausende Besucher mit der Schönheit der Alpenpflanzen.

Der etwa 2500 m2 große Alpengarten ist im Besitz der Republik Österreich und wird von den Bundesgärten, einer Dienststelle des Land- und Forstwirtschaftsministeriums betreut. - Zuständig für den Alpengarten und den Belvedere-Park ist Hr. Ing. Ludwig.

Insgesamt mehr als 4000 verschiedene, überwiegend Gebirgspflanzenarten (47.000 Einzelpflanzen!) aus allen Kontinenten der Erde werden gezeigt.

Die heutige Pflanzensammlung hat hauptsächlich die Aufgabe, geschützten bzw. gefährdeten Pflanzen ein Überleben zu sichern. Außerdem erfolgt auch ein reger Samentausch mit rund 400 Botanischen Gärten und Institutionen in aller Welt.

Die Bonsai-Sammlung

Ende der 70er Jahre begann der in Wien bei der Bonsai-Gärtnerei Haas (leider bereits seit über 10 Jahren geschlossen) beschäftigte Japaner Ken Atsuta (aus Tokyo), bei japanischen Bonsai-Baumschulbetrieben Bonsai-Bäume als „Spenden“ / Geschenke für eine Österreichische Bonsaisammlung zu sammeln. -

1981 übergab Ken Atsuta dem Alpengarten die von ihm zusammen gesammelten Bonsai, darunter einige 140- bis 170-jährige Japan. Schwarzkiefern (Pinus thunbergiana), eine Mädchenkiefer (Pinus pentaphylla) mit 100cm Höhe und etwa 170cm Breite, eine etwa 90jährige Dreispitzahorn-Felsenform (Acer buergerianum), einen 70jährigen Kakibaum, eine alte Ajan-Fichte (Picea glehnii), einen Chamaecyparis obtusa-Wald (etwa 70jährig) und einen etwa 40jährigen Hainbuchen-Wald (Carpinus japonica), ............. um nur einige Exponate zu erwähnen.

Die Bäume wurden ab diesem Zeitpunkt durch Gartenmeister Fabschitz und die Mitarbeiter des Alpengartens optimal betreut und gepflegt. - Bemerkenswert ist, dass sich in der Sammlung z.B. einige in Europa einigermaßen schwierig zu kultivierende Pinus thunbergiana „Corticosa“ (Korkrinden-Schwarzkiefern) befinden, die nach 19 Jahren noch leben!

Für die gestalterische Weiterentwicklung der Bonsai wurde der Hobby-Bonsaianer Karl Thier vom Direktor der Bundesgärten, Dr. Peter Fischer-Colbrie, beauftragt.

Der Wiener Karl Thier, gelernter Kunstschlosser, wurde, als er 1992 anlässlich seines 40. Geburtstages seinen ersten Bonsai als Geschenk erhielt, vom Bonsaivirus befallen. Eine große Faszination übten Bonsai schon immer auf ihn aus, Bonsailiteratur besaß er schon Jahre vor seinem ersten Bäumchen. Als Mitglied des Bonsaiclubs St. Pölten (Niederösterreich) nutzte er die Clubkontakte und besuchte Gestaltungsworkshops im In- und Ausland (Deutschland). 

Thier Karl leitet derzeit die Fachgruppe „Bonsai“ in der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft und hält Vorträge und Workshops über Bonsaipflege und -gestaltung. 

Gemeinsam mit den Bundesgärten (Alpengarten Belvedere) wurde von der Fachgruppe „Bonsai“ der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft im Herbst 1999 eine Bonsaiausstellung im Palmenhaus des Wiener Burggartens veranstaltet. In diesem Zusammenhang stellte man bei der Besichtigung der „Staatlichen Bonsaisammlung“ im Alpengarten Belvedere fest, dass eine Überarbeitung der Bäume notwendig wäre. - Karl Thier hat diese ehrenvolle Aufgabe, vorerst ehrenamtlich, später als teilzeitbeschäftigter Mitarbeiter des Alpengartens, gerne übernommen und zeigt heute gemeinsam mit Ing. Ludwig und den Gärtnern des Alpengartens mit Stolz die von ihm neu durchgestalteten Exemplare.

Nach der gestalterischen Überarbeitung der Bäume wird vermutlich in den nächsten Jahren auch noch das Umtopfen in passende Bonsaischalen vorgenommen.  

Alles in allem eine Sammlung, die sich wirklich sehen lassen kann. - Und ein ALPENGARTEN, der mit seiner Vielfalt besonders im Frühjahr jeden Natur- und Pflanzenfreund begeistert!

Im Zuge der Recherchen zu diesem Artikel (der übrigens auch im Schweizer Bonsai-Magazin "Natur und Mensch" erschien), Fachgesprächen mit Ing. Ludwig und den Gärtnern im Alpengarten und der Fotografie der Bäume stieß ich nach mehr als 15 Jahren wieder auf DIE Bonsaisammlung, die für mich persönlich 1984 der Anstoß war, selbst mit dem faszinierenden Sammeln und Gestalten von BONSAI zu beginnen.